Wie wäre es in diesem schwierigen Jahr mit etwas ganz Besonderem zur Weihnachtszeit? Geschenkideen, die nicht jeder hat? In dieser Reihe stellen wir Dir Menschen vor, die mit ihren handgemachten Produkten uns und unseren Liebsten das Leben versüßen. Hannah von HannahsHandicraft zeigt uns heute ihre nachhaltig handgenähten Produkte.

 

Hallo Hannah, bitte erzähl unseren Leser*innen ein bisschen über Dich.

 

Handmade vorgestellt: Nachhaltig handgenähte Produkte von HannahsHandicraft

 

Hallo Stefanie, ich bin der Kopf, die Näherin, die Sekretärin, Buchhalterin und Einkäuferin, Packerin usw. hinter Hannahs Handicraft – kurz gesagt ein kleiner Einfraubetrieb mit Ambitionen.

Ich bin 32 Jahre jung und geborene Berlinerin, Mama eines wundervollen Teenagers, gelernte Bürokauffrau, Fachkraft für Finanzbuchhaltung (und letzteres ist genau so trocken wie es klingt ^^) mit einer mehrjährigen Fachpraxis an einer Fachoberschule für Bekleidung und Mode. Eine Frau die, wie viele andere, erst über Umwege zu ihrem Traumberuf gelangt ist.

Hannahs Handicraft verkörpert für mich das Loseisen von gesellschaftlichen Zwängen. Weg von „du musst“, hin zu „mach, was du gut kannst und was dich glücklich macht“.

Mit meiner Selbstständigkeit habe ich mich selbst verwirklicht und endlich das „Richtige“ für mich gefunden.

 

Was hat Dich dazu gebracht, einen Shop zu eröffnen und Handmade-Produkte anzubieten? Warum hast Du Dich genau für Deine Produkte entschieden?

 

Handmade vorgestellt: Nachhaltig handgenähte Produkte von HannahsHandicraft

 

Kreativität und vor allem Nähen begleiten mich schon viele Jahre. Und fast genauso lange war es eine Art geheimer Traum, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Letztendlich kam ich aber zum Handmade-Business ein wenig, wie die Jungfrau zum Kind.

Ich zögerte in der Vergangenheit oft, angesichts der vielen Auflagen und Pflichten, die es zu erfüllen gilt und zweifelte auch daran, ob ich mich mit meinen Ideen von der inzwischen wirklich großen Konkurrenz würde abheben können. Mit der steigenden Berichterstattung der Medien über Umweltverschmutzung in den letzten Jahren, wuchs in mir dann, unabhängig von dem Wunsch, mich in der Handmade-Branche selbstständig zu machen, das Gefühl, dass sich etwas ändern muss in unserer Gesellschaft, wenn wir unseren Kindern und Enkeln einen bewohnbaren Planeten hinterlassen wollen.

Dann kam Corona und ich glaube ich bin nicht allein damit, wenn ich sage, dass ich das Gefühl hatte mich plötzlich in einer Art apokalyptischem Film wiederzufinden, mit dem Gefühl, dass unsere Erde sich nun wehrt…

Da meine Mutter in einem Krankenhaus arbeitet hat sie an vorderster Front die Auswirkungen der Pandemie erlebt. Regelmäßig berichtete sie mir über die Zustände auf der Arbeit angesichts der Pandemie und über ihre Angst und die ihrer Kollegen, sich bei der Arbeit anzustecken, da es einfach nicht genügend Schutzmasken gab. Also begann ich, Masken zu nähen. Und gab sie meiner Mutter mit, um sie an ihre Kollegen*innen zu verteilen und konnte mich bald vor Anfragen nach immer mehr Masken kaum noch retten. Also beschloss ich kurzerhand ein Gewerbe anzumelden und die Masken online zu verkaufen, um auch anderen den Zugang zu den dringend benötigten Masken ermöglichen zu können.

Dass dies kein dauerhaftes Geschäftskonzept sein konnte war natürlich von Anfang an klar und die überall auf den Straßen und in den Gewässern herumfliegenden Einwegmasken bestärkten mich in meiner Auffassung, dass Einwegprodukte keine Lösung sind.

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So entstand daraus die Idee, meine Leidenschaft fürs Nähen mit dem Wunsch, etwas für die Umwelt zu tun, zu verbinden. Ein Gefühl von „Back to the roots“. Produkte zu entwerfen, die entgegen den Gewohnheiten unserer Wegwerfgesellschaft funktionieren, indem sie langlebig und wiederverwendbar und allein dadurch schon nachhaltig sind.

Also habe ich meine Wohnung auf den Kopf gestellt und überlegt, welche Dinge braucht man beinahe täglich und wirft sie dann nach einmaligem Gebrauch weg? Und was davon könnte man nicht auch anders, besser lösen? Und als Frau lagen Hygieneartikel – vor allem Menstruationsartikel – da sehr nahe.

 

Was hat sich mit der Coronakrise für Dich verändert? Wo würdest Du normalerweise um diese Jahreszeit verkaufen und wie versuchst Du, dies aufzufangen?

Die Coronakrise war für mich, bei all dem Leid und den Einschränkungen, welche sie in der Welt verursacht, tatsächlich mehr ein Sprungbrett als Hindernis.

Sie zeigte mir, dass ich mit dem, was ich am liebsten mache, etwas für meine Mitmenschen und für die Umwelt tun kann, und das man sich von einer schlimmen Situation nicht unter kriegen lassen sollte. Denn mit ein wenig Kreativität kann auch aus einer schwierigen Situation etwas Gutes entstehen.

 

Was würdest Du sagen, ist das Besondere an Deinen Produkten? Was unterscheidet Dich von Anderen, die ähnliche Produkte anbieten?

 

Handmade vorgestellt: Nachhaltig handgenähte Produkte von HannahsHandicraft

 

Ich habe versucht bei meinen Produkten eine Symbiose aus nachhaltigen Materialien, Ressourcenschonender Herstellung, qualitativer Verarbeitung und leichter Handhabung zu schaffen.

Ich wollte ein Produkt, das sinnvoll und praktisch ist und einen tatsächlichen Mehrwert für den/die Nutzer*innen im Gegensatz zu einem kommerziellen Wegwerfprodukt darstellt.
Dabei sollten Optik und Ästhetik aber nicht auf der Strecke bleiben. Wer sagt denn das Hygieneartikel immer langweilig und steril aussehen müssen?

Und ich denke das ist mir auch gut gelungen. Durch meine professionelle Ausbildung an der Nähmaschine und viel Recherche zu Nachhaltigkeit, konnte ich einiges an Fachwissen bei der Erstellung der Schnitte, der Auswahl der geeigneten Materialien und auch bei der Fertigung einfließen lassen.

Im Gegensatz zu ähnlichen Produkten, besitzen meine Stoffbinden und Slipeinlagen einen funktionellen Kern, der von außen nicht sichtbar ist und die moderne, verspielte Optik nicht stört. Dadurch liegt der Fokus nicht ausschließlich auf der Notwendigkeit eines Wäscheschutzes, sondern wird zu etwas, das Spaß machen kann. Die vielfältigen Stoffe, die meine Kund*innen sich bei mir aussuchen können, laden dazu ein, sich passende Farben für z.B. jede Unterwäsche auszusuchen. Dass genießen viele meiner Kundinnen sehr und stellen sich tolle, teilweise kunterbunte Sets zusammen.

Die Möglichkeit, die Stoffbinden nach der Nutzung zu sehr kleinen Päckchen zusammenzufalten, ermöglicht auch unterwegs eine saubere, diskrete Verwendung. Zusammen mit einem ebenfalls bei mir erhältlichen wasserdichten Wetbag braucht man sich auch außer Haus keine Sorgen um ein Auslaufen in oder Gerüche aus der Handtasche machen.

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Darüber hinaus sind meine Stoffbinden hochgradig an die Bedürfnisse einer jeden Frau anpassbar und kein Massenprodukt in Größe X, an das sich die Frau anpassen muss. Ich biete verschiedene Formen (z.B. für Stringtangas), Längen und Saugstärken an. Mit und ohne Nässeschutzmembran. Auf Nachfrage verändere ich diese auch gerne ganz gezielt für besondere Bedürfnisse in Form, Länge, Breite usw., was sehr gerne angenommen wird und die Binden z.B. auch für das Wochenbett oder verschiedene Formen der Inkontinenz nutzbar macht.

 

Worauf legst Du bei Deinen Produkten besonderen Wert?

Ich achte bei der Auswahl meiner Stoffe auf schadstofffreie Herstellungs- und Druckverfahren und die Verwendung hochwertiger 100%iger Baumwolle. Dadurch entsteht ein besonders atmungsaktiver und komfortabler Schutz, der auch viele Wäschen bei hohen Temperaturen und das Trocknen im Trockner locker aushält. Das ist wichtig, um auch die notwendige Hygiene nach der Nutzung wieder herstellen zu können und den Gebrauch im Alltag so einfach wie möglich zu gestalten. Oft ist die Reinigung von wiederverwendbaren Stoffbinden ein Punkt, der abschreckt. Dabei ist das gar nicht nötig, denn die Reinigung ist denkbar einfach: Die Binden werden nach der Verwendung grob mit kaltem Wasser ausgewaschen (das geht per Hand oder im Kaltwaschprogramm der Waschmaschine) und dann feucht z.B. im Wetbag bis zur gründlichen Maschinenwäsche gelagert. Anschließend können sie bei bis zu 95°C in der Waschmaschine gewaschen werden und schon sind sie wieder einsatzbereit.

Zudem habe ich die Form meiner Slipeinlagen so optimiert, dass auch beim Zuschnitt nur minimale Reste- und somit kaum Müll, anfallen.

Ich fertige meine Binden nicht nur mit viel Liebe und Herzblut sondern auch so, dass sie wirklich von allen Seiten hochwertig aussehen und für Außenstehende gar nicht unbedingt auf den ersten Blick als ein Hygieneprodukt erkennbar sind.

Auch die Qualität ist mir sehr wichtig, darum halten meine Binden viele Jahre. Es franst nichts aus, es gibt keine sichtbaren Nähte, es verzieht sich nichts und mögliche Verfärbungen des Saugkerns, nach längerer Benutzung, sind durch die Innenliegende Verarbeitung des Kerns nicht sichtbar.

Beim Versand setze ich auf minimale Verpackungen die dem Zweck und in der Größe angemessen sind, um keinen unnötigen Verpackungsmüll zu produzieren. Ich benutze auch gerne Kartons wieder die bereits im Umlauf sind.

In Zukunft werde ich mein Sortiment um weitere sinnvolle und praktische Produkte ergänzen, die dabei helfen sollen Müll zu vermeiden, wie z.B. meine erst kürzlich erschienenen waschbaren XXL Kosmetikpads.

Dabei werde ich den Fokus verstärkt auf schnell nachwachsende, alternative Rohstoffe wie Bambus und regionale Materialien wie Hanf sowie Bio-Qualität der Rohstoffe setzen.

 

Hast Du ein Produkt im Angebot, das Dir ganz besonders am Herzen liegt? Warum?

 

Handmade vorgestellt: Nachhaltig handgenähte Produkte von HannahsHandicraft

 

Ich verkaufe zwar neben meinen Stoffbinden auch Dinge wie Patchwork-Krabbeldecken für Kleinkinder und kleine Täschchen sowie Keramik (da Frau manchmal auch einfach mal etwas anderes machen muss ^^), aber mein Herzblut gilt meinen waschbaren Stoffbinden und der Erweiterung meines Sortiments um weitere nachhaltige Alltagshelfer.

Ich fühle mich auch durch Künstler*innen wie Carolin Kebekus inspiriert der Tabuisierung der Menstruation den Kampf anzusagen. Zu Menstruieren ist nichts wofür Frau sich schämen oder gar entschuldigen muss. Nichts was im Geheimen stattfinden muss oder Ekel bei Mitmenschen auslösen sollte. Oder einen dazu veranlasst, sich auf der Arbeit oder in der Schule wegen Kopfschmerzen statt Unterleibsschmerzen zu entschuldigen. Es ist der natürlichste Prozess der Welt und ich möchte mit meiner Arbeit auch andere Frauen dazu ermutigen, offener mit diesem Thema umzugehen. Warum nicht mal der besten Freundin stolz die neuen bunten Stoffbinden zeigen, anstatt sich unter größter Heimlichkeit einen Tampon zuzustecken?

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Mit Liebe genähte und mit Freude ausgesuchte Stoffbinden beeinflussen unser Körpergefühl und unser Wohlbefinden positiv. Wir freuen uns darauf, sie zu tragen und das strahlen wir auch aus. Wir tun somit nicht nur etwas für unsere Umwelt sondern nicht zuletzt auch für uns selbst.

 

Nun steht die Weihnachtszeit vor der Tür, und handgemachte Weihnachtsgeschenke haben ja ihren ganz eigenen Charme. Welche Deiner Produkte würdest Du als Geschenk für den Partner, die Familie, die besten Freunde und liebsten Herzensmenschen empfehlen?

 

 

Meine Stoffbinden und Kosmetikpads eigenen sich natürlich wunderbar als Weihnachtsgeschenk für die Freundin, Schwester oder Mutter und ergeben auch eine tolle nachhaltige Adventskalenderfüllung.

Auch für junge Mädchen die gerade erst in das Erwachsenwerden starten sind bunte waschbare Slipeinlagen eine tolle Option, den Umgang mit den Veränderungen ihres Körpers freundlicher zu gestalten. Zusammen mit einem guten Buch über Pubertät und Co. und Kosmetikpads für die ersten (Ab-)Schminkversuche ergibt sich ein tolles Geschenkset, das zu einem offenen, ungezwungenem Umgang mit dem Thema einlädt und schon in jungen Jahren ein positives Verhältnis zu- und Bewusstsein für einen umweltschonenden Lebensstil schaffen kann.

Meine Patchwork-Krabbeldecken sind ein ganz besonderes Geschenk für Eltern oder alle, die es bald werden. Die Decken sind Einzelstücke und traditionell genäht und gequiltet. Sie können drinnen und draußen, auf dem Boden oder als Wickelunterlage und im Laufstall verwendet werden und sehen auch als Tagesdecke im Kinderzimmer einfach wunderschön aus, wenn das Kind aus dem Krabbelalter raus ist.

 

Wo können Deine Kunden Dich im Netz finden?

Mich und meine Produkte findet Ihr sowohl auf Facebook, wo ich gerne jederzeit weitere Fragen beantworte, Euch berate und mich mit Euch austausche.

Meinen Onlineshop findet Ihr auf Etsy.

Besonders freue ich mich darüber, dass Ihr meine Stoffbinden seit einigen Wochen auch lokal und „offline“ in der Hauptstadt shoppen könnt.

Ihr findet sie bei den REGALROCKERn in der

Stargarder Straße 17

10437 Berlin

 

Vielen Dank für das Interview!

Stefanie Norden